Neue Knospen der amitié franco-allemande
In dem Zeitraum vom 18. bis (überraschenderweise) zum 28.März 2023 sind wir, Schüler:innen der 8. Klasse, Herr Wolfram und Frau Santen, zu einem Austausch nach Rezé bei Nantes gefahren. Nachdem wir 12 Stunden im ICE und TGV über Mannheim und Paris gefahren sind, wurden wir freundlich von unseren Austauschschüler:innen vor der Schule empfangen.
Den Sonntag haben wir mit den Gastfamilien individuell verbracht. Manchen Schüler:innen wurde Nantes gezeigt, andere gingen bowlen oder fuhren ans Meer.
Die Woche begann für uns alle in der Schule. Dort haben wir alle zusammen in der Schulmensa gefrühstückt, nachdem der Schulleiter eine kleine Empfangsrede gehalten hat und wir auch vom Schulchor musikalisch begrüßt wurden. Gestärkt von den ‚pains au chocolat‘ und den ‚croissants‘ wurde uns durch unsere Austauschschüler:innen die Schule mit all‘ ihren besonderen Orten und den schuleigenen Schafen (!) gezeigt. Anschließend konnten wir verschiedene Unterrichtsstunden besuchen und so unseren Eindruck vom französischen Schulalltag erweitern. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mensa sind wir am Nachmittag in die ‚centre-ville‘ gefahren. Dort wurden uns verschiedene Sehenswürdigkeiten gezeigt, die zum Großteil dem mittelalterlichen Nantes zuzuordnen sind.
Am Dienstagvormittag spielten wir mit den französischen Schüler:innen Kennenlernspiele und bekamen in verschiedenen Ateliers einen landeskundlichen Input. Es folgten ein kleines Picknick und ein Ausflug nach Pornic ans Meer. Abgesehen vom leckeren Eis hat uns die Küstenlandschaft und der Strand mit den Wellen des Atlantiks dort sehr begeistert. Den Abend haben wir dann wieder in den Gastfamilien verbracht.
Unsere ‚correspondant.e.s‘ haben uns durch den Mittwoch geführt. An dem Tag sind wir mit dem Bus nach Guérande gefahren. Dieser Ort ist berühmt für dessen Salz, das aus dem Atlantik gewonnen wird und dem Ort in der Vergangenheit zu großem Reichtum verholfen hat. Nachdem wir uns dort umgeschaut hatten, fuhren wir weiter nach St. Nazaire, wo wir uns bei küstentypischem Wetter die Bunkeranlagen und diese Küstenstadt ansahen. Durch einen Input durch Herrn Wolfram konnten wir auch die geschichtsträchtige Bedeutung dieses Ortes nachvollziehen.
Am Donnerstagmorgen haben wir uns alle zu unterschiedlichen Zeiten im Collège eingefunden. Das war die erste spürbare Auswirkung, die die Streiksituation in Frankreich auf unseren Austausch hatte. Einige unserer französischen Schüler:innen hatten durch streikende Lehrkräfte und bestreikte Schulwege dadurch eine besondere Situation, die nicht dem Alltag entsprach. Wir planten also an dem Morgen unseren gemeinsamen Abend am Freitag und schauten uns daraufhin Trentemoult an, den Teil von Rezé, der malerisch die Fischereigeschichte des Ortes in Erinnerung ruft und durch seine bunten Häuser und schmalen Gässchen zu einer Rallye einlud. Nach unserer Rückkehr ins Collège und einem dortigen Mittagessen haben wir gemeinsam mit einer französischen Sportlehrerin ein Ultimate-Turnier bestritten. An dem Tag erfuhren wir, dass unsere Abfahrt am 26. März in der Form nicht möglich wäre, da die SNCF durch die Streiks unsere Fahrt von Nantes nach Paris annulliert hatte.
Am Morgen des Freitags haben wir die neue Abreise besprochen, die sich nun durch die Streiks in Frankreich und die für den 27. März im deutschen Nah- und Fernverkehr angekündigten Warnstreiks als noch schwieriger herausstellte. Wir wappneten uns ab diesem Moment mental auf die Rückreise, die mit einer Reisedauer von insgesamt 23,5 Stunden viele davon träumen ließ, einfach in Frankreich zu bleiben und den Austausch länger zu erleben.
Nachdem wir uns mit Archivaufnahmen der ‚géants des machînes de l’île‘ auf unseren Nachmittagsbesuch eingestellt hatten, verbrachten wir den Vormittag mit den französischen Gastschüler:innen in verschiedenen Ateliers. Wir bauten Raketen, spielten Gesellschaftsspiele und bereiteten in der schuleigenen Küche Kekse und lokaltypisches salziges Caramel für den Abend vor. Nach einem weiteren Mittagessen in der Mensa, das uns erneut durch dessen Reichhaltigkeit mit Käse, Obst, Entrée, Plat und Dessert begeisterte, folgten wir der Einladung der Bürgermeisterin von Rezé ins Rathaus. Dort wurden wir freundlich empfangen und herumgeführt. Es war ein geeigneter Anlass einen Überblick über die politischen Partizipationsmöglichkeiten der Bewohner:innen von Rezé zu erlangen und dies‘ mit unserem deutschen System zu vergleichen. Wir konnten sogar einen Blick in den Trausaal werfen. Durch eine Brioche gestärkt, erkundeten wir im Anschluss die ‚machines de l’île‘. Auf dem Gelände der ehemaligen Werften sahen wir, wie Konstrukteur:innen der Gruppe ‚La Machine‘ die imaginäre Welt von Jules Vernes mit dem mechanischen Universum von Leonardo da Vinci verbanden und im industriellen Stil Maschinen erschufen, die durch Maschinenbediener:innen zum Leben erweckt werden.
Im Anschluss erwartete uns am Freitagabend noch der Abschlussabend. Wir erinnerten uns durch ein Videos an alles, was wir in der vergangenen Woche erlebt hatten, aßen die mitgebrachten Speisen der Eltern und tanzten und sangen zu den von uns gemeinsam ausgesuchten Liedern. Dass der Abschied nahte, wurde uns an dem Abend klar und sorgte auch für das ein oder andere Tränchen.
Das Wochenende verbrachten wir erneut in unseren Gastfamilien. Dieses Mal gingen viele Eislaufen oder erkundeten, was die französische Shoppinglandschaft zu bieten hatte. Die meisten Gastfamilien hatten sich vor allem eine ‚grasse matinée‘ vorgenommen. Das meinte, dass sie die Gastschüler:innen nach allen Regeln der französischen Esskultur bewirten wollten um kulinarisch letzte Erinnerungen zu schaffen.
Am Montagmorgen fanden wir uns alle wieder im Collège ein, dieses Mal mit unseren Koffern und viel Proviant, bereit für die lange Rückfahrt. Ein Gutes hatte die Notfallbuchung ja: Wir konnten die 1. Klasse eines TGVs erleben, sowie beim Umstieg eine weitere Seite von Paris.
Am Dienstagmittag erreichten wir dann endlich Berlin, erschöpft von der streikgezeichneten Rückreise, aber voller Vorfreude auf den Gegenbesuch vom 5. bis zum 12. Juni 2023.
Quelle belle voyage, à la prochaine !
Die Dokumentierung des Austauschs der französischen Seite kann hier eingesehen werden.
(Fr. Santen)