Schule ohne Antisemitismus – Schule mit Courage
Anschließend an die heutige Verlegung der Stolpersteine für den ehemaligen Andreaner Siegbert Kasriel (und seiner Familie), ist im Folgenden die Stellungnahme der Courage-AG zum Projekt und der gesellschaftlichen Gefahr des Antisemitismus zu finden:
Stellungnahme zu den Aushängen von Gesetzen gegen Jüd*innen im Nationalsozialismus
„Juden ist es verboten, im Sommer nach 21 Uhr und im Winter nach 20 Uhr ihre Wohnung zu verlassen.“
Solche und ähnliche Gesetze sind aktuell im Schulgebäude ausgehangen, doch weshalb?
Die Aushänge zeigen antisemitische Gesetze, welche zu Zeiten des Nationalsozialismus ab 1933 in Kraft gesetzt wurden. Sie waren ein erheblicher Schritt zur Unterdrückung von Jüd*innen und deren gewollter Auslöschung. Mit ihnen begann eine jahrelange Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen. Diese Gesetze griffen nicht nur stark in den Alltag vieler Menschen ein, sondern verursachten auch, dass sie auf öffentlicher Straße gedemütigt und unterdrückt werden konnten.
Wir haben diese Gesetze ausgehangen, um auf die absurden, alltäglichen Einschränkungen, unter denen Jüd*innen litten, aufmerksam zu machen und zu zeigen, wie allgegenwärtig Antisemitismus zu dieser Zeit war.
Konkreter Anlass für diese Aktion ist, dass wir durch das Buch „Juden in Friedrichshain“ herausgefunden haben, dass einer der jüdischen Schüler, der in den 1930er Jahren unsere Schule besuchte, Siegbert Kasriel war. Siegbert lebte, auch nachdem Berlin offiziell “judenfrei“ – wie es in der Sprache der Nationalsozialisten hieß – war, noch kurze Zeit in Berlin, bevor er ebenso wie seine Schwester und seine Mutter nach Auschwitz deportiert wurde.
Für diese Familienmitglieder der Kasriels werden wir am 05.12.2019 Stolpersteine verlegen. Durch die Verlegung von Stolpersteinen wird europaweit an Jüd*innen, Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Verfolgte, Zeug*innen Jehovas, “Asoziale“ und Euthanasieopfer erinnert, die im Nationalsozialismus vertrieben und ermordet wurden. Die Steine werden an den letzten freiwilligen Wohnorten der Betroffenen verlegt, um auf die Orte aufmerksam zu machen, an denen das Verbrechen der Nationalsozialist*innen begann.
Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus wieder vermehrt in der Öffentlichkeit sichtbar und wirksam wird, halten wir es für dringend geboten, mit den Mitteln der historisch-politischen Aufklärung, darauf zu verweisen, in welch schreckliches Ausmaß Antisemitismus und Rassismus führen können, wenn sich ihnen keine*r entgegenstellt.