Besuch der Stadt Jerusalem vom 12. – 15.08.19
Am Montag, dem 12. August 2019 stand eine Gruppe von Schülern des Andreas Gymnasiums Punkt 6 Uhr am Flughafen Tegel. Warum? Ganz einfach, die Kursfahrt nach Israel stand an. Mit den Lehrern Herrn Brett sowie Herrn Kraatz ging es in den Flieger und nach 4 Stunden Flug landeten wir am Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv. Nach der Passkontrolle sowie der Visa Ausstellung, stiegen wir in den Bus, woraufhin uns eine einstündige Busfahrt nach Jerusalem erwartete. Am Hostel angekommen, ging es auch schon wieder los um Jerusalem zu erkunden. Besser gesagt das Regierungsviertel in Jerusalem. Unser erstes Ziel war die Knesset (das Parlament Israels). Dort angekommen bekamen wir grundlegende Fakten zum Parlament Israels. Auf dem Weg zum Obersten Gericht, haben wir ebenso das Büro von Israels amtierenden Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu entdeckt. Nach der Erkundung des Regierungsviertels, besuchten wir einen Markt und durften uns dort durch die israelische Küche durchfuttern. Wirklich viel zu bieten, hatte die israelische Küche aber nicht, noch dazu sehr teuer.
Fazit vom ersten Tag in Israel, mehr oder weniger gut überstanden 😉
Der zweite Tag in Israel, kreischende Marktverkäufer, Kolonnen orthodoxer Juden und fröhlich herumspazierende, M4-Gewehre tragende Teenagersoldaten prägten die ersten 24 Stunden in diesem für mich unfassbaren Land. Ein Kulturschock. Doch kaum verdaut, kamen die nächsten, weitaus einprägenderen Begegnungen auf uns zu. „Friends, the thing about it is…!“ ertönte alle 2 Minuten aus dem Mund unseres Amerikanischen Führers Ryan, währender uns durch die engen Gassen der 9.000 Jahre alten Jerusalemer Altstadt dirigierte. In der Hitze des 40 Grad heißen heiligen Landes wurde das auf Dauer ganz schön nervig, aber rückblickend hätte ich mir niemand Besseres für diese Rolle wünschen können. Wir besuchten an jenem Vormittag die Grabeskirche, in welcher sich viele christliche Pilgergruppen befanden, die euphorisiert unter anderem das Grab Jesu samt seines Kreuzigungsortes erkundeten. Die konzentrierte Lage dieser für das Christentum so heiligen Standorte führt außerdem dazu, dass es sich um das heiligste Gotteshaus auf der Erde handelt. Anschließend begaben wir uns zur Klagemauer, die Stelle, an der man als Jude am nähesten zu Gott stehen kann. Diesen unglaublichen Ort zu betreten, war für mich umwerfend. Als meine verschwitzten Hände die uralten Gesteinsbrocken berührten, und ich die Augen schloß, überkam mich ein mulmiges Gefühl. Trotz der Tatsache, das ich überzeugter Atheist bin, spürte ich eine Kraft, die ich bis heute nicht wirklich verstehen oder beschreiben kann. Indessen versuchte Ryan die politische Lage Israels darzustellen, welche aber für uns alle eine konfuse Angelegenheit blieb. „Palästinas Hauptstadt ist zwar Ostjerusalem, doch de facto wird alles durch Israel kontrolliert?“, „Palästinenser sind Flüchtlinge, besitzen auch einen Pass, dürfen aber nicht reisen?“. Diese Fragen schwirrten in unseren Köpfen umher, fanden aber keine Antwort. Spätestens wenn man aber auf der Klagemauer-Plaza steht, und der Muezzin-Ruf der Al-Aqsa Moschee sich mit dem Mittagsgebet der hier anwesenden Juden vermischt, wird einem klar, dass man sich im Mittelpunkt von einem der schärfsten religiösen Konflikte auf der Welt befindet. Einige Meter hinter der Mauer befinden sich auf dem sog. „Tempelberg“ eine Moschee sowie der Felsendom, welcher mit seiner strahlenden goldenen Kuppel die gesamte Stadt bewacht. Hier stieg laut dem Koran Mohammed, der Prophet des Islams, in den Himmel, was Jerusalem zur drittheiligsten Stätte der Muslime macht. Kurz gefasst: hier treffen zwei Weltreligionen aufeinander, die jeweils das gesamte Gebiet für sich alleine beanspruchen. Und es geht Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ironischerweise heißt aber Jerusalem auf althebräisch übersetzt soviel wie „Stadt des Friedens“.
Eine Falafelverstärkung später, machten wir uns auf den Weg zum Grab König Davids. Ja, derselbe David, der gegen den Riesen namens Goliath kämpfte und ihn aufgrund seiner List besiegen konnte. Gleich in der Nähe besuchten wir den Raum, wo Jesus mit den 12 Apostel das letzte Abendmahl vor seinem Tod teilte. So kam es auch zu dem Ende dieser tollen Führung, also verabschiedeten wir uns von Ryan und verbrachten den Tag in kleineren Gruppen weiter. Abenteuermüde waren wir jedoch noch längst nicht, denn meine Fünf-Mann-Truppe begab sich nach Mea Scharim, dem ultraorthodoxen Herzen des Staates Israel. Dort trafen wir neben einem äthiopischen Soldaten, der uns von seinen Black-Power-Idealen überzeugen wollte, auf eine völlig andere Welt. Schwarzer Anzug samt Hut bei den bärtigen Männern und Kleid mit Rock bei den Frauen, bilden das eintönige Kleidungspanorama. Riesige Schilder, welche „Eindringlinge“ wie uns, vor unangebrachter Kleidung warnen, sowie tiefe, ernste Blicke der Einwohner, führten uns dazu, doch lieber umzukehren. Enttäuscht, dass wir nicht koscher genug für Mea Scharim waren, gingen wir wieder ins Hotel und gönnten uns eine Verschnaufpause, bevor wir am Abend in einer größeren Gruppe noch einmal die Altstadt bei Nacht besichtigten, die nun viel leerer und kühler war.Trotz der vorhin von mir aufgeführten Gegebenheiten, welche einen Blick auf die politisch-religiöse Ebene Jerusalems geben, erscheint mir eine Sache noch des Erwähnens würdig. Diese Stadt steht beispielhaft für die Koexistenz verschiedener Kulturen in dieser so turbulenten und von Unruhen geprägten Region. Juden, Christen und Muslime aller möglichen Konfessionen und ethnischen Hintergründen leben weitesgehend miteinander in Frieden.
Auch am Mittwoch wurden wir von der Sonne und dem blauen Himmel begrüßt. Morgens war es uns noch überlassen, ob wir mit einer Lehrkraft das Grab von Oskar Schindler besuchten oder etwas länger schlafen wollten. Gegen 10 Uhr jedoch verließen wir Alle gemeinsam das Hostel und machten uns auf den Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Dort mussten wir auch nicht allzu lange warten, ehe wir in eine Tram einsteigen konnten und sie uns bis zu unserem heutigen Ziel brachte: Yad Vashem. Schnell zog es uns in die Ausstellungsräume und die nahliegende Gartenanlage. Der Ort strahlte eine besondere Atmosphäre aus, welche uns für mehr als vier Stunden in ihren Bann zog. Die unzähligen Geschichten der Opfer und ihrer Angehörigen hatten einen speziellen Einfluss auf jeden Einzelnen von uns und lehrten uns Lektionen für unser Leben. Alles im allem tat uns die Auseinandersetzung mit Thema auf einer so detaillierten Ebene sehr gut und wir sind dankbar für die Möglichkeit des Besuches.
Anschließend traten wir unsere Rückreise zum Hotel mit der Tram an. Abends erkundeten wir in kleinen Gruppe noch ein letztes Mal die Altstadt und die großen Markthallen Jerusalems. Im Abendlicht beobachteten wir das alltägliche Leben und realisierten, in was für einer besonderen Stadt wir gerade waren. So viele Generationen vor uns hatten Jerusalem zu dem gemacht, was wir an diesem Abend sahen. Sie verband die lange Geschichte mit der neuen Moderne und bot uns viel Kultur. Als wir dann nachts schlafen gingen, waren wir zwar immer noch überwältigt, aber auch zufrieden.
Am Donnerstag, den 15.08., trafen wir uns um 9:00 Uhr und gingen (nach dem wir unsere Koffer im Hotel verstaut hatten) in das Israel-Museum. Wir gingen zu Fuß, da wir uns den westlichen Teil Jerusalems noch ein wenig ansehen, und die 5,90 Schekel für den Bus sparen wollten.
Im israelischen Nationalmuseum bekamen wir Audioguides und konnten uns anschließend frei bewegen. Das Museum gliedert sich in mehrere Teile, beispielsweise in einen zur Geschichte des Staates Israel bis in die prähistorische Zeit hinein, ein anderer hat die kulturellen und künstlerischen Leistungen des jüdischen Volkes zum Thema. Besonders beeindruckend war es auch die sogenannten „Qumran-Rollen“, die ältesten erhaltenen Thora Texte, zu sehen. Diese haben für viele Juden weltweit eine unschätzbare Bedeutung, belegten ihre weitgehenden Übereinstimmungen mit modernen Varianten der Thora doch deren historische Konstanz. Eine Zerstörung derselben hätte wahrscheinlich äußerst negative Reaktionen vonseiten radikaler Juden weltweit zur Folge.
Nach dem Besuch des Museums liefen wir zurück zum Hostel, wo wir unsere Sachen nahmen und zum Bus gingen, welcher uns anschließend nach Tel Aviv brachte.
Auch im Bus widmeten wir uns tiefgängigen Gesprächen, nicht nur der Problematik des Palästinakonfliktes, sondern auch andere internationale Missstände betreffend.
Die Kursgruppe sowie die teilnehmenden Lehrkräfte bedanken sich für die großzügige finanzielle Unterstützung durch die Harold-Bob-Stiftung. Ein besonderer Dank gilt Fr. M. Zehden.